Mittwoch, 14. Mai 2014

Rezension: 'Freak City' von Kathrin Schrocke




Titel: 'Freak City'

Autor: Kathrin Schrocke

Verlag: Carlsen

Preis: 6,99

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Inhalt

Eigentlicht will Mika seine Ex-Freundin Sandra zurück doch dann begegnet er Lea. Sie ist anders, als alle andere Mädchen. Denn Lea ist von Geburt an gehörlos. So sehr er sich bemüht, Mika kriegt Lea nicht mehr aus seinem Kopf und um ihr näher zu kommen, nimmt er schließlich an einem Kurs für Gebärdensprache teil.

Meine Meinung
Im Rahmen meines Literaturdidaktikkurses an der Uni musste ich dieses Buch lesen. Eine wirklich willkommene Abwechslung, denn nach Goethe, Adorno und co. hatte ich Lust auf aktuelle Literatur!

Was ist das Hauptthema des Romans? Liebe, würden jetzt vielleicht einige sagen. Aber ich habe es anders empfunden. Für mich stand eindeutig Inklusion im Vordergrund. Inklusion ist ein viel diskutierter Begriff in letzter Zeit, darum finde ich es wichtig dieses Thema auch in der Literatur aufzugreifen.

Lea ist gehörlos und tut sich unheimlich schwer damit, mit ihrer Familie zu kommunizieren. Der Fakt, dass weder Mutter noch Vater noch Schwester die Gebärdensprache können, hat mich ziemlich schockiert und auch verärgert. Das Mädchen kann seit der Geburt nichts hören und trotzdem hat sich niemand die Mühe gemacht, Gebärden zu lernen. Kein Wunder also, dass Lea sich nicht besonders wohl fühlt. Aber auch im Alltag passieren viele unangenehme Dinge. So wird sie von einer Verkäuferin für betrunken gehalten, weil die Worte aus ihrem Mund etwas seltsam klingen. Noch dazu wird sie angestarrt, als wäre sie eine Außerirdische, wenn sie versucht zu sprechen. Mir hat Lea wirklich Leid getan, dabei ist es genau das, was sie nicht will: Mitleid. Sie möchte Respekt. Sie möchte akzeptiert werden, ohne, dass die Leute denken, sie wäre behindert. Denn das ist sie nicht. Lea sieht ihre Gehörlosigkeit nicht unbedingt als Fehler oder Schwäche. Sie kann Musik vielleicht nicht hören, dafür kann sie sie spüren. 

Vor dem Buch hatte ich absolut keine Ahnung, was es bedeutet gehörlos zu sein. Aber wenn man so eine Geschichte liest, dann werden einem gewissermaßen die Augen geöffnet. Natürlich kann ich immer noch nachempfinden, was diese Menschen fühlen, aber zumindest kann ich es besser verstehen. Man erkennt, mit welchen Schwierigkeiten sie tagtäglich konfrontiert werden.

Inklusion ist ein wichtiges Thema. Menschen, egal welcher Herkunft, Hautfarbe, sexuelle Orientierung, Beschaffenheit usw., dürfen nicht ausgegrenzt werden, nur weil sie nicht in die "Norm" passen. Natürlich ist es irgendwo auch ziemlich utopisch, dass unsere Gesellschaft eines Tages vollkommen 'inklusiv' wird. Aber ein erster Schritt wäre vielleicht gemacht, indem man den Leuten die Vielfalt der Menschen zeigt und sie zum nachdenken bringt. Wie bewältigen Blinde ihren Alltag? Wie kommunizieren Gehörlose mit dem Bäcker? Wie fühlt sich der Migrant, der wegen seiner Herkunft benachteiligt wird? All das sind Fragen, die es wert sind, das man sich mit ihnen beschäftigt.
Und wie ich finde, leistet das Buch einen kleinen aber feinen Beitrag dazu. Schön verpackt in eine nette Geschichte mit sympathischen Charakteren.

Fazit

Ein schönes Buch über Inklusion und was es heißt, "anders" zu sein. Ich empfehle es jedem, der sich gerne mal mit diesem Thema auseinandersetzen möchte. Von mir gibt es gute 4/5 Punkten.

8 Kommentare:

  1. Wundervolle Rezension :)
    Ich mag das Buch recht gerne, gerade weil es einen Einblick in das Leben von Gehörlosen ermöglicht. Es hat mich sogar dazu gebracht, mich mit dem Thema im Rahmen einer GFS zu beschäftigen, so interessant fand ich es.
    Kennst du die Serie "Switched at Birth"? Da geht es unteranderem auch um das Leben und die Kultur von Gehörlosen.

    Liebe Grüße,
    Carly

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    1. Danke liebe Carly!!! Ehm, was genau ist ein GFS? :D Und von der Serie habe ich mal gehört, aber hab sie noch nie geschaut. Lohnt es sich? :)
      Liebe Grüße,
      Ebru

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  2. Zuerst muss ich sagen, dass es eine wirklich schöne Rezi ist.
    Ich persönlich würde das Buch, aber nicht lesen, da es keine Wahre Geschichte ist (wenn doch, belehre mich bitte eines besseren. :D). Zu einem solchen Thema liebe ich einfach Biografien. Wobei "Der Klang vom fallenden Schnee" mein absolutes Highlight ist. Eindeutig das wunderschönste Buch, was ich zu diesem Thema gelesen habe. :) Aber das ist meine Ansicht, da ich mich sehr für dieses Thema interessiere. :D
    Ich wette dennoch, dass dies ein schönes Buch ist. :)
    Liebe Grüße
    Ellen
    http://theshadowofdragonfly.blogspot.de/

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    1. Huhu Ellen :)
      Vielen lieben Dank! Ich lese (leider) nicht so gerne Biografien, weil mir die meisten entweder zu reißerisch oder zu trocken sind. Aber es gibt bestimmt ganz viele tolle von eindrucksvollen Menschen :) Das Buch klingt auf jeden Fall gut, ich werde es mal im Auge behalten!
      LG
      Ebru

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    2. Jede Biografie lese ich auch nicht und ja, viele sind sehr trocken. Manche und zu bestimmten Themen lese ich gerne. :D
      Ich werde Freak City dennoch im Auge behalten. Vielleicht raff ich mich irgendwann mal dazu auf. :D

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  3. Eine wirklich tolle Rezension die du geschrieben hast.
    Über das Buch habe ich so viele positive Rezensionen gelesen. Bei mir gibt es demnächst eine Lesung mit der Autorin, da werde ich mir das Buch wohl endlich zulegen. Sie liest zwar aus ihrem neuen Buch aber das macht ja nichts.

    Liebe Grüße
    Vanessa

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    1. Hey Vanessa!
      Das Buch ist wirklich lesenswert. Die Lesung wird bestimmt toll, wünsche dir viel Spaß :)
      LG
      Ebru

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  4. Eine sehr schöne Rezi :) das zeigt mir jetzt einmal mehr, dass ich das Buch unbedingt bald lesen muss!

    Liebste Grüße
    Juliana

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Würde mich über eure Kommentare freuen!! :)